Reiseblog

Geiselsberg

Jetzt wird abgerechnet

September 172014
September 172014

Liebe Freunde, wie ihr seht, sind wir mittlerweile wieder heil bei uns zuhause in Geiselsberg angekommen. Die Überquerung des Atlantiks, mit Zwischenstop in Reykjavik, haben wir recht gut weggesteckt. Ja und der Wechsel von New York auf Geiselsberg war auch halb so schlimm… sind ja beides Weltmetropolen. 😉 Lediglich beim Schlaf hats noch ein bißchen gehakt: Entweder ist man um 4:00 Uhr nachts aufgewacht und für die nächsten zwei Stunden putzmunter im Bett gelegen, oder man ist erst gar nicht eingeschlafen. Irgendwann hat sich dann die innere Uhr aber wieder von alleine eingestellt… sie hat seit November 2013 doch schon einige Zeitverschiebungen aushalten müssen. 😉

Von allen Seiten stellt man uns nun selbstverständlich immer dieselbe Frage: Wo wars am schönsten? Unsere Antwort, eingeleitet von einem unentschlossenen Seufzer, lautet daraufhin immer gleich: Schwierig zu sagen, alles hatte so seinen Reiz, aber Neuseeland steht schon mal hoch im Kurs. Für aktive, bergbegeisterte und nach Abwechslung suchende Südtiroler bietet Neuseeland natürlich bestes Terrain, und die Distanzen zwischen Meer und Berg sind nicht so groß. Am besten erkundet man die Inseln mit dem eigenen Fahrzeug. Für längere Aufenthalte ab einem Monat lohnt es sich u.U. ein Auto mit Schlafgelegenheit inkl. Camping-Equipment zu kaufen. Das Angebot an fahrbaren Untersätzen dieser Art ist ja groß. Ansonsten, für kürzere Aufenthalte, einfach zum Mietauto oder Camper greifen, aber Vorsicht: Rüttelpistenartige Schotterstraßen sind in Neuseeland abseits der Hauptstraßen keine Seltenheit, daher unbedingt abklären, ob diese vom Vermieter freigegeben sind. In jedem Fall, egal ob man ein Fahrzeug mietet oder kauft, empfiehlt es sich, darin zu schlafen. Nirgendwo auf unserer Reise war campen so einfach und Campingplätze überall verfügbar wie auf Neuseeland. Die Palette sieht dabei folgendermaßen aus:

  • Free-Camping(überall erlaubt, wo sich eine öffentliche Toilette befindet und das Übernachten nicht ausdrücklich verboten ist)
  • einfache und günstige DOC(Department of Conservation, vergleichbar mit dem Alpenverein)-Campingplätze
  • Privat-Campingplätze von günstig bis teuer je nach Ausstattung

Durch die Selbstversorgung spart man natürlich eine Menge Geld, denn Neuseeland ist teuer, und kochen kann man sich auch, was einen schmeckt; Fish&Chips ist zwar lecker für zwischendurch, aber auf die Dauer… na ja.

Ein weiterer Punkt, der für Neuseeland spricht, ist das gänzliche Fehlen giftiger Tiere. Bis auf die gebietsweise anzutreffenden Sandfliegen und Wespen sticht oder beißt hier nichts. Erstere hält man sich im Freien auch mit einem guten Anti-Mücken-Mittel auf Distanz und im Fahrzeuginneren reicht vor dem Schlafengehen das Innenlicht anzumachen und die vom Licht angelockten Biester zu erdrücken; Sandfliegen sind nicht so flink wie Mücken. Es lohnt in jedem Fall, diese fünf Minuten Jagd zu investieren, denn der Juckreiz der Sandfliegen ist um Einiges langlebiger als jener der Mücken und kehrt auch häufig wieder.

Indien war natürlich ein erlebnisreiches Abenteuer mit gemischten Gefühlen. Hier tun wir uns schwer, pauschal sagen zu können, es sei ein schönes Land. Indien läßt sich schön ablichten, man kann es aber auch in ganz anderem Licht erscheinen lassen… und man muß sich dafür nicht mal anstrengen. Wohl ist es eher andersrum, daß man sich mancherorts Mühe geben muß, das Schöne zu suchen. Die Landschaft an sich ist traumhaft, aber aus der Ferne sieht man natürlich nicht den ganzen Mist auf den Straßen, welchen die Kühe und Ziegen fressen… und den Müll gibts nicht nur in den Straßen, sondern auch auf 4.000m Meereshöhe im indischen Himalaya. Indien ist ein Land, in welchem man im ersten Moment noch über dermaßen schöne Landschaftsbilder, prunkvolle Paläste, großen Respekt vor Tieren und nette Menschen staunt, sich im zweiten Moment aber über den fehlenden oder falschen Umgang mit Müll, die vielen streunenden kranken Hunde, heiligen Kühe mit Plastik im Bauch, null Privatsphäre und Halsabschneidern ärgert. Dabei zählen Letztere noch zu den kleineren Übeln, über welche man im Nachhinein nur mehr Lachen kann. Die Armut im Land ist mittlerweile bekannt und auch die Nachrichten bzgl. Frauenübergriffe sind kein vorübergehendes Thema, auf welches sich die Medien in den letzten Jahren eingestellt haben. Eine Frau alleine in Indien muß ihren Mann stellen können, das haben wir selbst erlebt. Als Paar gibt es keinen Grund zur Sorge. Outet man sich darüberhinaus noch als verheiratetes Pärchen sind alle Diskussionen der Sorte „Wieso seid ihr noch nicht verheiratet?“ beendet. Als Frau sollte man trotzdem akzeptieren, in gewissen Situationen nicht beachtet zu werden. Diskussionen werden im Üblichen unter Männern geführt, und auch beim Verabschieden kann es passieren, daß nur dem Mann die Hand gereicht wird.

Das Trekking im indischen Himalaya gehört, trotz der eiskalten Nächte während unserer Reisezeit, zu unseren Top-Erlebnissen. Das wäre sicherlich, zusammen mit der Wüstenregion Rajasthan und einigen ausgewählten Orten wie Hampi oder Varkala, nochmal eine Indienreise wert. Wir haben von Indiens Bergregion aufgrund der einbrechenden Wintersaison leider nur mehr einen Bruchteil, und zwar den Nordosten sehen können, aber da gäbe es schon noch einige Routen, die unser Interesse geweckt haben, sei es im Nordosten selbst oder im bekannteren und häufiger besuchtem Norden, allen voran Ladakh.

Ach, was soll man sagen, wer nach Indien reist, sollte dies wenn möglich nicht alleine tun – schon gar nicht Frauen – , vorbereitet sein auf das, was man zu sehen bekommt und, ohne sich zu schämen, auch mal auf den Reiseführer hören. Wir sind vorwiegend auf nette hilfsbereite Menschen getroffen und haben uns bestens damit unterhalten, einer Einladung zum Hausbesuch nach lediglich fünf Minuten Kennenlerngespräch sollte man aber doch aus dem Weg gehen. Rülpsen und Furzen ist normal, so wie auch das überall vorherrschende Chaos: Vordrängen ist üblich, sich behaupten notwendig und an Platzangst sollte man nicht leiden und v.a. keine Panik vor großen Menschenmassen haben. Wenn man hier und da mal beim Tuk-Tuk- oder Rickschaw-Fahren um 100 Rupien betrogen wird, sollte man das akzeptieren und nicht an die große Glocke hängen, das ist gerade mal etwas mehr als ein Euro. 😉 Zur Erinnerung, unsere Verhandlungstaktik:

  1. Preis immer zuerst abfragen und nicht vergessen: für alle beteiligten Personen 😉
  2. Preise werden, unserer Erfahrung nach, für Touristen stets doppelt so hoch angesetzt, somit erst mal mit einem „Nooooo, too much!“ ablehnen, aber freundlich bleiben, evtl. einen Grinser nachschieben
  3. Ausgehend vom halben Preis verhandeln. Euer Gegenüber geht sicher nicht auf euer erstes Gegenangebot ein
  4. Nach zwei Gegenangeboten sollte man sich geeinigt haben, dabei auch mal den Wechsel zur Konkurrenz erwägen, falls vorhanden
  5. 3/4 des Startpreises sind ok und keine Schande, alles was darüber hinaus geht, ist Wucher

Bitte nicht vergessen, man handelt hier in der Regel um Euro-Kleinstbeträge, zwischen 50 Cent und zwei Euro. Es geht für Europäer also mehr darum, korrekt behandelt zu werden. Auch wenn man sich in einem Land großer Armut befindet, gilt: Handeln ist in Indien Ehrensache. Ein Indienbesuch, ohne dabei jemals übers Ohr gehauen worden zu sein, ist schwer vorstellbar, das ist Part of the Game, wie es so schön heißt. Locker nehmen, heißt die Devise und daraus für die nächste Preisverhandlung lernen. Der Ärger über die manchmal stur geführten filmreifen Verhandlungsszenen schlägt schon bald darauf in ausgedehnte Lachphasen über. Szenen, in welchen man verbissen um im Nachhinein bewußte 50 Cent verhandelt, vergißt man sein ganzes Leben nicht mehr. Länger hält hingegen der Ärger an, wenn man in Touristenmagneten wie Varanasi den sgn. Schleppern auf den Leim geht. Hier handelt es sich um Leute, welche entweder Touristen auf dem Weg zur Unterkunft plötzlich aus heiterem Himmel zur Seite stehen und zu selbsternannten Wegweisern mutieren, oder um Typen, welche vor einer Sehenswürdigkeit (z.B. den Verbrennungs-Ghats in Varanasi) ein Gespräch beginnen, dabei sicher einige interessante Infos liefern und einen näher als üblich erlaubt ans Geschehen bringen wollen. Die ungewollten Dienste enden in beiden Fällen mit einer entschlossenen Trinkgeld- oder Spendenaufforderung. Auch vor solchen Genossen sei an dieser Stelle gewarnt. Im Allgemeinen kann man an von Touristen viel frequentierten Orten immer davon ausgehen, daß man nur aus einem einfachen Grund spontan angesprochen wird, nämlich des Geldes wegen. Somit sei geraten, diesen Leuten rechtzeitig verstehen zu geben, daß man selbst den Weg kennt oder kein Gespräch führen will. Im Ernst, die Typen sind wirklich gewieft. Sollte man trotzdem, so wie es uns passiert ist, ungewollt in so eine Situation geraten sein, ist es sicher ok, seinen Unmut über den geforderten Betrag kundzutun, allerdings ohne einen kleinen Obolus sollte man auch nicht davonziehen. Feinde sollte man sich nicht in einem Land machen, wo – so hart es auch klingt – ein Menschenleben nicht viel wert ist.

Am besten reist man in Indien mit dem Zug, das ist das schnellste und ein billiges Fortbewegungsmittel, und mit Sicherheit ein Riesenerlebnis und Abenteuer. Busfahrten sind aufgrund der rücksichtslosen und waghalsigen Fahrweise mitunter gefährlich und jagen den Puls in die Höhe, aber manchmal dennoch notwendig um von A nach B zu kommen. Innerhalb der Städte ist die Rickschaw ein absolutes Muss und immer ein Riesenspaß. Die streunenden Hunde und die manchmal aufdringlichen Verkäufer, Fahrer usw. können einen auch den letzten Nerv rauben, aber wenn man im Laufe der Zeit ein Gefühl für das Land und die Menschen entwickelt hat, ist Indien mehr als eine Reise wert.

Eine Indienreise, so wie wir sie machten, bedeutet mit Sicherheit „Arbeit“, und man sollte sich im Anschluß daran unbedingt einige Tage Auszeit nehmen, um die ganzen Eindrücke verarbeiten zu können, sozusagen einen Urlaub vom Urlaub. 😉 Im Gegenzug gibt’s dafür das korrekte Bild dieses Landes, die nackte Wahrheit, die einem auch mal bewußt macht, wie gut man es doch zuhause hat.

Die Träne Indiens, wie Sri Lanka auch genannt wird, war unser sanfter Übergang zurück in die Zivilisation. Wir werden nie den Moment vergessen, nach zwei Monaten wieder einmal einen klimatisierten Supermarkt betreten zu haben. Oder Autofahrer, die uns am Zebrastreifen den Vorrang gaben, das war für uns wieder alles neu. Zugegeben, so gings auch nur in der modernen Hauptstadt Colombo zu. Außerhalb der Stadtgrenzen, nicht nur jener Colombos, wird das Leben gleich viel einfacher, erreicht aber niemals indisches Niveau. Was jedoch von Indien bleibt ist das Preisverhandeln bei den Tuk-Tuks und die formel-1-tauglichen Busfahrten. Auch wenn die teils waghalsigen Überholmanöver den Alterungsprozeß unvorbereiteter Europäer kräftig ankurbeln, so bleibt der Bus das Verkehrsmittel Nr. 1. Trotzdem, wenn örtlich möglich, sollte man die etwas teurere Schiene vorziehen. Das Zugnetz ist zwar nicht so groß, aber dafür läßt es sich angenehmer reisen, und der Viehtransport-Charakter aus indischen Zügen ist auch passè.

Im Gegensatz zu einer Indienreise, muß man sich von einer Reise nach Sri Lanka nicht unbedingt erholen. Grob gesagt sind die Ortschaften in der unteren Hälfte der Insel touristisch bestens entwickelt. Je weiter man aber gegen Norden vordringt, desto abenteuerlicher wird’s und desto weniger Touristen wird man treffen, mit Ausnahme weniger Orte wie Anuradhapura oder Sigiriya. Der Bürgerkrieg von 2009 hinterließ im Norden der Insel deutlich seine Spuren. Sri Lanka ist ein Land, in welchem man für wenig Geld noch vergleichsweise viel geboten bekommt. Als Surf-Begeisterter beispielsweise wird man hier rasch die günstigen Unterkünfte und Restaurants in unmittelbarer Nähe zu Top-Surfspots zu schätzen wissen. Ja und wenn Australier schon mal zum Surfen nach Sri Lanka kommen, dann will das was heißen.

Die Philippinen waren unser Joker für Thailand und wie sich herausstellte unsere große positive Überraschung dieser Reise. Ungeachtet der pauschalen Meinung, daß in diesem Inselstaat seit dem Taifun im November 2013 alles zerstört sei, entschieden wir uns, trotzdem dorthin zu reisen; natürlich nicht ohne uns zuvor die Auswirkungen des Sturms genauer anzusehen. Wie sich herausstellte, waren davon nicht alle Inseln betroffen, und wenn, dann nicht alle im selben Ausmaß. Auch auf den Philippinen gibts für vergleichsweise wenig Geld viel geboten, u.a. die farbenreichsten Korallen, wie wir in Sabang im sgn. Coral Garden erlebten. Nur schade, daß wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht unsere unterwassertaugliche Kamera bei uns hatten. Sabang war übrigens der erste Ort, an welchem wir zu diesem Zeitpunkt der Reise länger als drei Tage blieben. Eine ganze Woche spendierten wir jenem Ort, in welchem unbeschwert und vergleichsweise billig Schnorchelausflüge in der Privat-Bangka gebucht werden können. Das nächtliche Ortsbild mit haufenweise älteren westlichen Herren in Begleitung von jungen Philippininen dämpfte unsere Begeisterung für diesen Ort zwar ein wenig, unter dem Strich überwogen aber die tollen Erlebnisse unter Wasser. Dies war dann aber auch der einzige Ort, wo wir auf solch schmuddelige Nachtatmosphäre trafen. Die Touristenhochburg El Nido ist davon nicht betroffen, besticht zwar durch die wunderschöne Küstenlandschaft, hinkt aber in puncto intakter und farbenreicher Korallen Sabang hinterher. Worans liegt? Keine Ahnung. Das Wasser auf den Philippinen ist ja überall klar und sauber. Obs am mittlerweile verbotenen Dynamitfischen liegt? Wir wissen es nicht. Wir hätten so gerne noch mehr von den Philippinen gesehen, aber das Rumreisen auf diesem Inselstaat war dann doch mühsamer und aufwendiger als wir dachten. Vor allem die Größe des Landes unterschätzten wir. Wir gingen ursprünglich davon aus, die Meereswege zwischen den Inseln mit Fähren zurückzulegen, aber daraus wurde nichts. Entweder es gab erst gar keine Fährverbindung oder uns wurde davon abgeraten. Fährunglücke kommen auf den Philippinen häufig vor, wie uns gesagt wurde, entweder durch Überladung oder Kollisionen. Wir gingen somit kein Risiko ein und entschieden uns für Inlandsflüge. Dafür mußten wir aber stets zurück in die philippinische Hauptstadt Manila. Das bedeutete eine Menge an doppelt gefahrener Strecken, und das ist ziemlich zeitaufwendig. Wir hielten uns auf den Philippinen gerade mal ein Monat auf und würden nach dem heutigen Erfahrungsstand locker das doppelte für eine streßfreie Rundreise veranschlagen.

Wie Neuseeland, stand Australien von Anfang an auf unserer Liste. Nur, wohin in diesem großen weiten Land und was ansehen? Von Australien hörten wir gerade mal was von Sydney, Melbourne, Kängurus, die Aborigines, den Ayers Rock, das Great Barrier Reef und jede Menge Horrorgeschichten zu den giftigsten Tieren dieser Erde. Ein Buch mit dem vielversprechenden Titel „Dream Routes of Australia, New Zealand and the Pacific“ (Monaco Books, Verlag Wolfgang Kunth) half uns dabei, die für uns passende Route zu finden… und, wie ihr euch vorstellen könnt, nicht nur für Australien. 😉 In diesem Buch konnten wir aus fünf zum „Konsum“ fertig aufbereiteten Routen, inkl. Sehenswürdigkeiten, wählen. Wir wollten natürlich so viel wie möglich sehen, aber mit rund zweieinhalb Monaten Zeit waren uns Grenzen in der Auswahl gesetzt. Es galt, eine zeitschonende Kombination zu treffen. Australiens Westen sollte in jedem Fall dabei sein, natürlich das Great Barrier Reef und Sydney. Damit standen auch schon die beiden Routen fest: Vom Norden der Westküste entlang und von Cairns nach Sydney. Es mußte nur noch die Verbindung von West nach Ost gefunden werden, und da blieb nur mehr das Flugzeug. Perth war dafür erste Wahl als Abflughafen, und damit konkretisierte sich auch der westliche Routenverlauf: von Darwin nach Perth.

Wenn wir nun die eingangs erwähnte Frage, wo es uns am besten gefiel, auf Australien reduzieren, müssen wir zugeben, darauf keine eindeutige Antwort geben zu können. Der um Vieles dünner besiedelte Westen ist mit Sicherheit die abenteuerlichere Route, auf welcher man unausweichlich einen Eindruck von der Weite und Schönheit dieses Landes bekommt. Man ist auf dem Highway häufig alleine unterwegs, aber wenn man jemandem begegnet, wird freundlich gegrüßt. Spätestens auf dem Campingplatz trifft man auf Gleichgesinnte, mit welchen man schnell ins Gespräch kommt und gefragt wird, woher man kommt und wohin es weiter geht, nach Norden oder nach Süden. Man tauscht gerne Tips zu Sehenswürdigkeiten untereinander aus, vor allem, wenn man in entgegengesetzter Richtung unterwegs ist. Unterschätzen sollte man in jedem Fall nicht die Distanzen im Westen, auch wenn es vonseiten der Einheimischen lediglich heißt „Just down the road“. Man braucht ein gutes Sitzleder, denn 500km am Tag kommen schon mal vor. Tankstellen gibt es entlang des Highways gerade mal soviele, um problemlos durchzufahren. Trotzdem wird man, wie wir, hier und da einen Abstecher zur einen oder anderen abseits gelegenen Natursehenswürdigkeit machen, und spätestens da sollte man über den Tankstand und die nächste Tankstelle bescheid wissen. Genauso verhält es sich auch mit dem Wasser. Mietcamper verfügen meist bereits über einen großen eingebauten 50l-Wassertank, ansonsten müssen halt Kanister aufgefüllt werden. Wasser gibts unterwegs in der Regel bei den Campingplätzen oder bei den Highway-Raststätten. Im Grunde gilt die Regel: Je weiter man sich vom Highway entfernt, desto mehr muß man sich über seine Vorräte (Wasser, Essen, Treibstoff usw.) im Klaren sein. Etwas, mit dem wir nicht gerechnet haben, ist die Tatsache, daß die Straßen abseits der Highways in den seltensten Fällen asphaltiert sind und häufig für normale zweiradangetriebene Autos und Camper unpassierbar sind, bzw. von der Vermieterfirma erst gar nicht freigegeben sind. Das sollte man bedenken, denn wer will denn schon ausschließlich auf dem Highway unterwegs sein!? Ok, einige Sehenswürdigkeiten liegen am Weg aber zu anderen geht’s nur mit genügend Radstand oder Allradantrieb. Ganz so genau nahmen wir es in unserem 2WD-Camper dann aber trotzdem nicht immer mit den Mietvertragsklauseln und fuhren die eine oder andere Schotterpiste dann schon mal entlang. Für kurze Distanzen um die 50km war das ok, für längere Distanzen gingen wir das Risiko nicht ein. In jedem Fall sollte man versuchen, sich bei anderen Campern über Zustand der Straßen zu informieren. Manchmal ist die Schotterpiste in einem guten Zustand, manchmal aber auch so stark von Wellen durchzogen, daß man mit einem Normalfahrzeug nicht voran kommt. Hätten wir nochmals die Gelegenheit, uns zwischen einem 2WD- und 4WD-Camper zu entscheiden, würden wir wahrscheinlich über die deutlich höheren Mietkosten hinwegsehen und die Allradvariante wählen. Man bekommt im Gegenzug dafür einfach ein großes Plus an Bewegungsfreiheit. Nichtsdestotrotz, das, was wir von Westaustralien gesehen haben, ist in jedem Fall mit einem 2WD-Camper machbar, auch wenn wir hier und da gegen die Mietklauseln verstoßen haben.

Im Osten Australiens hingegen kann man getrost auf die teure Allradvariante verzichten. Hier sind die meisten Straßen asphaltiert. Lediglich im Norden des Daintree National Parks wird man bald wieder an seine Grenzen stoßen. An der stark besiedelten Ostküste ist das Roadtrip-Leben deutlich einfacher im Vergleich zum Westen: mehr Orte, mehr Tankstellen und mehr Supermärkte. Dafür bekommt man aber auch mehr Touristen zu sehen, vor allem rund ums Great Barrier Reef und Sydney. Die Campinggemeinde wirkt reservierter und verschlossener als im Westen und es fehlt die Portion Abenteuer. Hier muß man sich keine großen Sorgen mehr um Treibstoff und Wasser machen, es ist alles in unmittelbarer Nähe. Außer Frage, die tropische und subtropische Landschaft ist wunderschön, das Great Barrier Reef sowieso und entlang der Küste gibt’s massig Top-Strände. Im Westen wiederum besticht das Ningaloo Reef und das Cape Range mit seiner wunderschönen Landschaft und supertollen Unterwasserwelt, und die Nationalparks mit ihren Schluchten und Bademöglichkeiten, allen voran der Karijini Nationalpark, lassen das Herz höher schlagen. Bleibt also nur zu klären, was einem besser gefällt, Abenteuer im Westen oder Entspannung im Osten. Für uns hat die gesamte Rundreise wie die Faust aufs Auge gepaßt: Im Westen ließen wir uns herausfordern und im Osten lehnten wir uns zurück.

Nun zu den ganzen giftigen und gefährlichen Viechern, die es in Australien gibt: Wir haben in diesen zweieinhalb Monaten nicht eine einzige Begegnung damit gemacht! Auch das hätten wir nicht erwartet, bei den ganzen Geschichten, die man in dem Zusammenhang hört. Ob das nun Glück oder unserem vorsichtigen Verhalten zu verdanken ist, können wir nicht sagen, aber im Camper eingesperrt haben wir uns auch nicht. Wir haben nicht unnötig die Campertür offen gelassen, sofern es ging nächtliche Toilettengänge gemieden und einfach ein paar Regeln befolgt. So hat man beispielsweise im Norden nach der Regenzeit nichts in Wasserläufen oder Teichen in den Niederungen zu suchen, außer man steht auf Krokodile. Diese Plätze sind sowieso immer mit Badeverbotsschilder versehen, aber es gibt immer wieder Leute, die meinen, sie wüssten es besser. Für höher gelegene, somit für Krokodile nicht zugängliche Wasserläufe (z.B. im Litchfield National Park oder bei den Edith Falls im Nitmiluk National Park) hingegen besteht Entwarnung, darauf wird ebenso hingewiesen. Es gibt also genug Gelegenheiten, sich eine Abkühlung in der Hitze zu holen.

Überglücklich waren wir darüber, daß unsere Reisezeit nicht in die Quallen-Saison fiel, ein Riesenproblem weniger. So konnten wir uns frei im Wasser austoben und „lediglich“ den Hai fürchten. Aber nicht vergessen, der Mensch paßt nicht in das Beuteschema des Hais, Angriffe passieren häufig aufgrund der Verwechslung des Menschen mit Meeresbewohnern (z.B. Robben bei Surfern), es sterben mehr Menschen am Kontakt mit Quallen und statistisch gesehen ist es weitaus wahrscheinlicher einen Sechser im Lotto zu treffen als von einem Hai angegriffen zu werden.

Samoa war unsere Wahl unter den Südpazifik-Paradiesinseln, hauptsächlich aufgrund der preiswerten und einfachen Einbindung in unsere Reiseroute. Das Leben der Einwohner hier ist ein einfaches, ähnlich jenem auf Sri Lanka oder den Philippinen, aber an deren Gastfreundschaft kommt hier keiner ran. Will man so wenig wie möglich für dieses Urlaubsparadies ausgeben, übernachtet man am besten in den sgn. Fales. Unbedingt ans Mosquitonetz denken und wenn möglich selbst eines ohne Löcher mitbringen. Jene vor Ort sind häufig durchlöchert, und ihr könnt uns glauben: Die Löcher können noch so klein und wenige sein, die Plagegeister finden immer den Weg hinein. Wer nicht auf Komfort bei der Unterkunft verzichten will, sollte sich die gepflegten Resortanlagen ansehen, wo auch abwechslungsreicheres Essen geboten wird. Für uns hat jedenfalls die Woche im Paradies gereicht. Es fehlte ein wenig an Abwechslung. Wandern bei dieser Luftfeuchtigkeit und Hitze ist sehr anstrengend und für die Surfspots über dem seichten Riff muß man schon ein halber Profi sein.

Mehr Abwechslung gibts dafür auf Hawaii, zugegeben aber auch zu einem deutlich höheren Preis. Die eine Insel, die wir besucht haben, hat uns überzeugt: Klasse Strände, immer eine leichte Brise, die es nie zu heiß und feucht werden läßt, Wandern in den vom Wolkenschatten stets überdeckten Bergen, Wasseraktivitäten en masse und eine willkommene Abwechslung beim Essen. Soweit wir uns informiert haben, soll jede Insel Hawaiis seinen eigenen Charme und Charakter besitzen, so z.B. besticht die Insel Big Island durch ihre Vulkanaktivitäten. Hawaii gehört zu jenen Orten, die wir gerne noch einmal und dann ausgedehnter besuchen möchten, aber nicht zur Zeit der amerikanischen Schulferien, wo die Strände und Straßen überfüllt sind. Die Inseln von Hawaii bieten viel Abwechslung, Abenteuer und Natur von seiner schönsten Seite, und deshalb hat uns dieses Fleckchen Erde sicher nicht zum letzten Mal gesehen.

Den Weltmetropolen Singapur, San Fancisco und New York widmeten wir jeweils einige Tage, und was soll man dazu sagen: Singapur besticht durch seine Super-Moderne, Sauberkeit, Ordnung und Organisiertheit, San Francisco ist das Vorzeigebeispiel an Toleranz und Offenheit, zieht aber auch deshalb viele Obdachlose und „Ewig-den-Sinn-Suchende“ an, bietet aber auch tolle Lokale und coole Geschäfte. Und New York? Ja der Big Apple ist einfach eine coole Stadt, und unserer Meinung nach richtig bärig. Sie zu besuchen lohnt sich auf jeden Fall, denn, wir wagen zu behaupten, sie schafft es,  jeden Beuscher in seinen Bann zu ziehen.

Nun sind wir also wieder zuhause und wir sind froh darüber, euch wieder alle zu sehen und mit euch unsere Erfahrungen und Eindrücke teilen zu können. Sollten wir mal nicht aufhören zum Erzählen, dann zieht einfach die Reißleine. 😉

Jedenfalls war’s eine tolle Reise, an welcher wir nichts, aber auch gar nichts ändern würden, wenn wir könnten, auch was die Reisezeiten betrifft. Wir haben es geschafft, den Regenzeiten in einigen Ländern aus dem Weg zu gehen, den Quallen in Australien nicht begegnen zu müssen und haben lediglich auf der Nordinsel Neuseelands mit Schlechtwetterperioden zu kämpfen gehabt, sonst hatten wir immer Schönwetter. Wir blieben immer gesund, mussten nie einen Arzt oder das Krankenhaus aufsuchen, brachten alle unsere Medikamente wieder mit nach Hause, und wir kamen niemals in eine Situation, die für uns gefährlich war oder in der wir übermäßig Angst hatten. Wenn man bedenkt, wie lange wir unterwegs waren, war dies das größte Geschenk.

Mit Sicherheit wird diese Reise unsere zukünftige Urlaubsplanung beeinflussen, aber keine Angst, Weltreise gibts so schnell keine mehr. In jedem Fall werden wir bei der Wahl unseres nächsten Urlaubsziels einmal mehr über den Europarand hinausschielen und Versäumtes evtl. nachholen. 😉

Übrigens, falls ihr euch fragt, was uns das Giri-Gari, wie Seppis Mama unsere Reise treffend beschrieb, kostete:

Land Aufenthaltsdauer Kosten
Indien 2 Monate 3.185,00€
Sri Lanka 1 Monat 1.425,00€
Philippinen 1 Monat 1.815,00€
Singapur 3 Tage 420,00€
Neuseeland 2 Monate 7.290,00€
Australien 2,5 Monate 11.126,00€
Samoa 1 Woche 1.270,00€
Hawaii(Oahu) 1 Woche 1.224,00€
San Francisco 5 Tage 500,00€
New York 4 Tage 880,00€
länderübergreifend (z.B. Flugspesen, Bankspesen,Medikamente) 7.400,00€
Total 36.535,00€

Darin nicht enthalten sind:

  • Reiseversicherung: 2.418,00€
  • Fallschirmsprung in Wanaka (Neuseeland): 570,00€
  • Walhai-Schnorcheltour in Coral Bay (Australien): 543,00€

    4 Comments

  1. Eure Worte geben nicht nur einen sehr guten Einblick, es ist so schön beschrieben, dass man sich sofort auf die Socken machen möchte!
    Was in meinem Fall ja in 2 Wochen der Fall sein wird, aber am liebsten würde ich meinen 3-Monate Trip schon jetzt auf 1 Jahr verlängern! Am besten „gebe“ ich Felix euren Blog zum Lesen, damit er auch der Wanderlust verfällt … =)

    Wir freun uns auf ein Wiedersehen mit euch zwein!

    • Hi Mariella!
      Freut uns, wenn dir unser Blog gefällt und wir dich a bissl inspirieren haben können. 😉
      Steht dei Länderroute schon fest? Südamerika is da mal gfalln und Thailand. Halt uns in jedem Fall auf dem Laufenden. 🙂
      Bis bald und gute Reise!
      Seppi
      P.S. Ja, sag dem Felix, daß’r sich dir gfälligst anschließn sollt, aus dem Profi-Beach-Volley-Durchbruch wird nix mehr werrn. 😀

  2. Nun habe auch ich es geschafft euren Blog zu lesen 😀 Er ist super aber noch mehr super (das wäre dann superb) war es, euch wieder f-to-f zu sehen! Willkommen zurück!

    • Hallo Maijastiina, bist jetzt alle Beiträge durchgangn?? Hinweis: Lediglich den letzten Beitrag lesen gilt nicht! 😉 Das wird für die mündliche Prüfung bei unserem nächsten Treffen nit reichn. 😀
      Schöne Grüße in die Schweiz!
      Seppi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*